Vom Häschen, das meinte ein Igel zu sein

Es war einmal vor langer Zeit,
Ein Häschen lebte nicht sehr weit,
Ganz nah bei Dir in Deiner Stadt,
Es hatte all die Menschen satt.

Das Häschen wähnte sich gar schlau,
Versteckte sich in seinem Bau,
Lauschte nach außen mit dem Ohr,
Traute sich nimmer nicht hervor.

Es hatte Angst vor dies und jenem,
Erst recht davor sich zu beschämen,
Drum schneiderte es sich ein Kleid,
Mit Stacheln dran und war bereit.

Sich zu erwehren all der Dinge,
Auf dass es ihm nie schlecht erginge.
Es wollte fortan tapfer sein,
Doch war's dabei oft sehr allein.

Und wie es sich so einsam fühlte,
Sich traurig durch sein Erdreich wühlte,
Da blickt's vom Dunkeln in ein Licht
Und ward mit einem Mal erpicht.

Die Quelle für dies Licht zu finden,
Sie zu erforschen, zu ergründen.
Es legte ab sein Stachelkleid,
Und widmete der Liebe Zeit.

Noch ärger litt nun unser Häschen,
Bekam von hier und da auf's Näschen.
Alsbald jedoch ward ihm gewiss,
Dass Schmerz ein Teil des Lebens ist.

Befreit vom stacheligen Kleide,
Befreit von innerlichem Leide,
Befreit vom dunklen Teil des Baus,
Erschuf das Häschen sich ein Haus.

Hier lud es alle Menschen ein,
Freute sich ihnen nah zu sein,
Das Leben schien ihm wunderbar,
Bis es nahm den Igel wahr.

Der hinten stand in einer Ecke,
Auf dass die Dunkelheit verdecke,
Was er zu verbergen wünschte,
Gar aus Leibeskräften schimpfte.

Auf das Häschen, seinen Freund,
Das erklärte er zum Feind,
Denn er fand das echt gemein:
"Ein Igel kann kein Häschen sein!"

Doch das Häschen unbeirrt,
Ging zum Igel, der verwirrt,
Dass man seiner sich erbarmte,
Und ihn liebevoll umarmte.

"Igel, bist auf meiner Feier,
Und nun zeig doch endlich Eier,
Zieh dein Kleidchen einfach aus,
Fühl dich willkommen und zu Haus."

Zurück